KANTENHAIN
ZUKUNFTSVISION UND SZENOGRAFIE FÜR DIE AUSSTELLUNG MEHR FÜR ALLE! VOM BÜNDNER HEIMATSCHUTZ, SCHWEIZ 2024
Dem noch unbebauten Land vom Ruggenbrecher, am Rand der Stadt Chur, drohen Abparzellierung und sorglose/hemmungslose Zerbauung. Das alte Haus zur Kante, das der Kopf des ehemaligen Gutshofs ist, wurde seit langer Zeit zum Abriss freigegeben – die dazugehörige Scheune auch.
Um das wertvolle Gebiet mit den zwei historische Bauten zu retten, engagiert sich der Bündner Heimatschutz seit Jahren. Der Ruggenbrecher scheinte als Test-Gebiet um eine Zukunftsvision zu konzipieren als ideal:
Wie baut man für Ameisen, Menschen jeglicher Art und Brutvögel?
Wie soll ein Wohnquartier für heiße Sommer und unregelmäßigen Niederschlägen aussehen?
Schlussendlich, wie wollen wir in sehr naher Zukunft leben?
Im Rahmen der vom BHS lancierten Initiative Baukultur, Klima und Biodiversität durften wir, zusammen mit dem Architekturbüro Scan-Arc, eine Zukunftsvision für den Ruggenbrecher entwickeln. Ein vielfältiges Expertengremium hat uns durch den Entwurf hindurch begleitet.
Die Umwandlung vom Ruggenbrecher zum Kantenhain:
Die leerstehende Fläche wird ein Obsthain und gleichzeitig zum Wohnort für etwa 800 Menschen. Das Gebiet wurde in drei Zonen geteilt, welche sich jeweils mit der umliegenden, bereits bestehenden Nutzung in Resonanz treten: Im Hain bilden Gruppen von langen und schmalen Pfahlhäuser mit Nähe und Weite die Aussenräume und kreieren einen Abschluss des alten ummauerten Garten. An der Masanserstraße kreieren massive Baukörper, dicht zueiander stehend, eine urbane Straßenfront. Zuletzt sind entlang der Scalärastrasse eine Erweiterung der PH und eine Remise mit Auto-Veloverleih vorgesehen.
Das Quartier ist autofrei, das Wegnetz greift auf die Struktur und Hierarchie der umgebenen Gassen und Landwegen zurück: Im Schatten von Mehlbeeren und Wildkirschen, an einer Trockenmauer entlang, läuft man nach Hause.
Ohne Tiefgaragen und Dank der Pfahlfundamente, bleibt der Boden höchst unberührt: Wasser, Insekten, Kleintieren und Kinder bewegen sich freilich durch den Kantenhain.
Mehr für alle! Das Projekt und die dazugehörigen Gedanken zur Baukultur, Klima und Biodiversität wurden zu einer Ausstellung (Chur, September 2024).
Um unsere zuversichtliche und lustvolle Vision zu erzählen, haben wir uns mit handgezeichneten Aquarellen ausgedrückt, welche auf eine leichte Holzstruktur gehängt wurden. Die Stäbe aus Bündner Fichte sind überblattet gesteckt – in unserer eigenen Werkstatt bearbeitet – der Aufbau erfolgte Leim- sowie Schraubenlos.
Dazu sorgte ein großes Model aus Sumpfkalk, Lindenholz und trockenen Pflanzen für das räumliche Verständnis.
URHEBERNACHWEIS
Eine Ausstellung vom Bündner Heimatschutz
Alle Zeichnungen und Ausstellungsbilder: Studio Bisig Rocchelli
Repros der Zeichnungen: © Bündner Heimatschutz
IMPRESSUM AUSSTELLUNG
Ausstellung beim Labor am Pfisterplatz, Chur, September 2024
Konzeption, Texte: Ludmila Seifert, Bündner Heimatschutz
Aquerelle, Szenografie und Modell: Studio Bisig Rocchelli
Grafik: Lars Egert;
Aufbau und Abbau: Studio Bisig Rocchelli mit Flurin Bisig und Maurin Bisig
Erzählung Leben im Kantenhain: Gianna Olinda Cadonau
Klanginstallation: Moritz Seifert
Druck: Zäch Siebdruck & Reklamen GmbH
Sägerei: Meier-Holz, Tamins